Pferderennen haben eine lange Tradition und ziehen bis heute zahlreiche Besucher*innen an. Die Spannung des Wettkampfes, oft eng verbunden mit der Hoffnung auf den großen Gewinn, lockt jedes Jahr Hunderttausende auf die Rennbahnen. An Renntagen liegt eine spürbare Aufregung in der Luft, doch an diesen Orten werden nicht nur Siege und Niederlagen ausgetragen. Der Wettbewerb bestimmt auch Schicksale von Menschen und Tieren, während die Zuschauer*innen in erster Linie unterhalten werden möchten. Stella Weiß hat drei Jahre lang Pferderennen besucht. Ihre Arbeit dokumentiert und hinterfragt die ganz eigene Welt dieses „Pferdesports“.
Stella Weiß
Hoppe Hoppe Reiter
Die Tradition der Pferderennen reicht zurück bis in die Antike. Hier treffen Triumph und Tragödie aufeinander, mittlerweile aber auch Volksfest und Wettspiel.
Stella Weiß
Die Geschichte der Pferderennen reicht zurück bis in die Antike, wo sie als Teil von Festlichkeiten und sportlichen Wettkämpfen ausgerichtet wurden. Im Mittelalter entwickelten sich auch in Europa organisierte Rennveranstaltungen, es entstanden die ersten offiziellen Rennbahnen. Die Popularität nahm im 18. und 19. Jahrhundert zu, besonders in Großbritannien, wo die modernen Regeln und Wettformen entwickelt wurden. Nach britischem Vorbild etablierten sich Pferderennen im frühen 19. Jahrhundert auch in Deutschland.
Während die Wettkämpfe lange Zeit zur Unterhaltung einer wohlhabenden Elite dienten, sind sie mittlerweile einem breiteren Publikum zugänglich. Einige Besucher*innen kommen aus familiärer Tradition zu den Wettkämpfen, andere aus reiner Neugier, wohl auch mit einem Hang zur Nostalgie. Auf den Rennbahnen herrscht eine Art Volksfeststimmung. Gleichzeitig gibt es exklusive VIP-Bereiche, die sich deutlich vom übrigen Publikum abheben. Was für viele den besonderen Reiz an den Rennen ausmacht, sind die Pferdewetten.
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen die Pferde selbst. Sie werden aufwändig trainiert und nehmen bereits ab einem Alter von zwei Jahren an den Wettkämpfen teil. Dafür reisen sie durch ganz Deutschland und in Nachbarländer. Kurz vor den Rennen werden die Tiere den Zuschauer*innen im Führring präsentiert. Das Setzen von Geldwetten auf die Leistungen der Tiere spielt eine bedeutende Rolle auf den Rennbahnen. Es erhöht die Spannung, degradiert die Pferde aber auch gewissermaßen zu Wettobjekten. Bei den Rennen selbst werden die Pferde großem Stress ausgessetzt. Die langfristige Gesundheit der Tiere ist in der Welt der Pferderennen für viele eher unbedeutend, letztendlich sind sie die Verlierer des Systems.
Ebenfalls eine wichtige Rolle nehmen die Jockeys bei Pferderennen ein. Sie müssen die Tiere strategisch reiten, um zu gewinnen – auch wenn sie die Pferde teilweise erst am Renntag selbst kennenlernen. Neben dem Druck, der auf ihnen lastet, ist ihre Arbeit extrem anstrengend. Die Verletzungsgefahr ist groß und Jockeys unterziehen sich oft drastischen Diäten. Sie müssen ihr Gewicht ständig im Auge behalten, um konkurrenzfähig zu bleiben und optimale Bedingungen für die Pferde zu schaffen. Denn neben der Gewinnbeteiligung sind ihre Einnahmen durch die Rennen gering. Viele Jockeys kommen aus Familien mit einer langen Renntradition. Einige reisen über 70.000 km pro Jahr, um weltweit an den unterschiedlichen Wettbewerben teilzunehmen.
Die Szene rund um die Pferderennen ist ein in sich funktionierendes und auf Prestige ausgerichtetes System, das oft auf dem Rücken der Pferde und Jockeys ausgetragen wird. Auch wenn es um teils hohe Einsätze geht: viel Geld verdienen mit dem Rennsport nur wenige. Die Rennbahnen spiegeln eine ganz eigene Welt wider, irgendwo zwischen Glamour, traditionsbewusstem Pferdesport und ausbeuterischem Glücksspiel.
Stella Weiß (*1995) hat einen Bachelorabschluss in Forstwissenschaften und studiert seit 2020 Visual Journalism an der Hochschule Hannover. Der Fokus ihrer Arbeiten liegt auf soziokulturellen und ökologischen Themen. Stella lebt und arbeitet als Fotografin in Leipzig.
Print aus der Arbeit „Hoppe Hoppe Reiter“ von Stella Weiß
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