Am 14. Juli 2017, dem Nationalfeiertag Frankreichs, kam Donald Trump zum Staatsbesuch nach Paris. Gemeinsam mit seinem Amtskollegen Emmanuel Macron nahm er im Herzen der Hauptstadt die traditionelle Militärparade ab. Die alljährliche fête nationale erinnert an den Sturm der Bastille im Jahr 1789, dem die Französische Revolution folgte. Darauf verweist auch die französische Nationalhymne, die an diesem Tag von den Menschen auf der Straße mit großem Stolz gesungen wird. Bei der Textzeile „aux armes citoyens“ stimmen einige besonders laut ein: Zu den Waffen, ihr Bürger!
Daniel Chatard
Aux Armes Citoyens
Abschreckung, Identitätsstiftung oder Traditionalismus: In vielen Nationalstaaten finden alljährlich groß inszenierte Militärparaden statt.
von Daniel Chatard
Für Staaten sind Militärparaden eine willkommene Möglichkeit des visuellen Ausdrucks ihrer Macht, nach außen wie nach innen. Die weltweit ausgestrahlten Bilder sollen, je nach Kontext, von militärischer Durchschlagskraft und moderner Ausrüstung zeugen, können Drohgebärden repräsentieren oder unterstreichen eine nationale militärische Tradition. Innenpolitisch dienen sie meist der Legitimation des Regimes und fördern eine nationale Identifikation innerhalb der Bevölkerung.
Dabei konfirmieren Militärparaden oft das Narrativ eigener militärischer Stärke gegen vermeintliche interne und externe Bedrohungen – etwa Drittstaaten, Migration, Separatismus und Terrorismus. Die jeweilige Bedrohung muss dabei nicht zwangsläufig real sein, viel wichtiger ist für dieses Narrativ deren Wahrnehmung, um die Notwendigkeit militärischer Stärke zu vermitteln. In anderen Fällen dient die Präsentation militärischer Ausrüstung und Einheiten der zeremoniellen Erinnerung an militärische Erfolge oder die eigene territoriale Unabhängigkeit. Oft finden Militärparaden alljährlich zu nationalen Gedenk- und Feiertagen statt. Damit festigen sie die offizielle Geschichtsschreibung des jeweiligen Staates und fördern innerhalb der Bevölkerung das kollektive Gedächtnis und eine nationale Identität.
Daniel Chatard (*1996 in Heidelberg) studiert seit 2015 Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover, 2018 war er für ein Auslandssemester in Tomsk, Russland. Er hat für seine Fotoarbeiten zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten, darunter den Deutschen Jugendfotopreis 2016, den BFF-Förderpreis 2017 und 2018 sowie den Lensculture Storytelling Award 2019. Daniels Fotoprojekte wurden bereits in vielen Galerien und Festivals europaweit ausgestellt und in Zeitungen und Magazinen wie NZZ, ZEIT und der Washington Post veröffentlicht. Er lebt und arbeitet als Portrait- und Dokumentarfotograf derzeit in Dortmund.