Tsunamis, Erdbeben, Vulkanausbrüche: Kaum ein Land ist so gefährdet von Naturkatastrophen wie der Inselstaat Indonesien. Einige der Inseln sind dicht besiedelt. Die Böden, insbesondere in der Nähe von Vulkanen, sind sehr fruchtbar und ermöglichen in Zusammenhang mit dem tropischen Klima eine intensive landwirtschaftliche Nutzung. Außerdem lässt sich in Vulkanen Schwefel gewinnen und wertvolles Baumaterial abtragen. Viele Menschen leben in Gebieten, die von der Regierung als höchste Gefahrenzone deklariert sind. Wie gehen die Menschen mit dieser Bedrohung um?
Miguel Hahn & Jan-Christoph Hartung
The Beauty and the Beast
Paradiesische Strände und Regenwälder an steilen Berghängen machen Indonesien zu einem beliebten Touristenziel. Gleichzeitig sind die zerstörerischen Naturgewalten genau hier am stärksten erfahrbar.
Einige fühlen sich von den spektakulären Naturgewalten angezogen. So gibt es massenhaft Touristen, die mit Jeeps auf die Vulkane gekarrt werden oder an tsunamigefährdeten Stränden mit All-inclusive-Cocktails in der Sonne liegen. Viele von ihnen kommen auch, um sich ein bisschen zu gruseln angesichts der latenten Gefahr, sie machen Selfies vor Warnschildern und wollen das traditionelle Wird-schon-werden-Gefühl der Indonesier spüren, zumindest für die Dauer der Ferien.
Andererseits legen Besucher Wert auf das Gefühl, dass im Notfall alles gut vorbereitet ist. Mancherorts gibt es alle paar Meter sogenannte Tsunami-Warnknöpfe, mit denen das Hotelpersonal Alarm auslösen kann. Dafür gibt es ein Zertifikat: “Tsunami-Ready”.
Schamanen gibt es auch, ihr Wort wiegt in manchen Orten mehr als die Daten der Wissenschaftler. Deren Versuch, mit Sensoren, Seismografen und internationalen Forscherteams den Naturgewalten empirisch auf die Spur zu kommen, ist das Gegenteil der traditionellen Sichtweise, menschliche Sünden und nicht die ungünstige geografische Lage am Rand tektonischer Platten für die Naturgewalten verantwortlich zu machen.
Miguel Hahn (*1982) und Jan-Christoph Hartung (*1983) arbeiten seit ihrem Studium an der Hochschule Darmstadt als Team. Als Hahn+Hartung wurden ihre Arbeiten unter anderem im ZEITmagazin, SZ-Magazin, Le Monde, Dummy, Vice, Wired und im British Journal of Photography veröffentlicht. Neben internationalen Ausstellungen (z.B. im C/O Berlin, Deichtorhallen Hamburg, Voices Off Arles, LagosPhoto Festival) haben sie renommierte Auszeichnungen erhalten, so etwa Gold bei dem LEAD Award für Reportagefotografie des Jahres 2015 und eine Projektförderung der VG-Bildkunst 2016. Hahn+Hartung beschäftigen sich vorrangig mit gesellschaftlichen Themen, ihre Arbeiten handeln von Übriggebliebenem, verloren Gegangenem und Zukünftigem. Für ihre neue Arbeit reisen sie durch Deutschland auf der Suche nach der Angst, die Leute und den Staat dazu bringt, sich auf große Krisen und Katastrophen vorzubereiten. Miguel und Jan-Christoph leben derzeit in Berlin.