Andy Happel
Auf engstem Raum
Sie ist eine der Städte mit den höchsten Lebenshaltungskosten weltweit. Sieben Millionen Menschen leben hier – und die Bevölkerung wächst stetig weiter. Die Rede ist von Hong Kong, der Sonderverwaltungszone Chinas.
Dass Wohnraum insgesamt immer knapper und gleichzeitig teurer wird, kann man in vielen Städten der Welt beobachten. Doch wie sieht ein extremes Beispiel dieser Entwicklung aus?
Auf den ersten Blick wirkt die Wohnsituation in Hong Kong weniger dramatisch. Die Bevölkerungsdichte liegt bei knapp 6.500 Einwohnern pro Quadratkilometer, was verglichen mit Berlin (4.000 Einwohner pro Quadratkilometer) noch moderat erscheint.
Aufgrund ihrer Topographie sind rund drei Viertel der Fläche Hong Kongs nicht bewohnbar. Den Rest teilen sich mehr als 7 Millionen Einwohner.
Die Sonderverwaltungszone Hong Kong ist allerdings keine zusammenhängende Stadt. Der urbane Raum ist vielmehr fragmentiert und nimmt nur einen geringen Anteil des städtischen Gebiets ein: etwa ein Viertel der Fläche ist bebaut. Der Rest der Landfläche ist nicht bebaubar, er besteht aus teils bergiger Natur, große Teile stehen unter Naturschutz. Diese Besonderheit macht Hong Kong zu einer der grünsten Metropolregionen Asiens.
Gleichzeitig bedeutet dies eine extreme Verdichtung des besiedelten Territoriums von Hong Kong: Etwa 16.000 Einwohner teilen sich einen Quadratkilometer – im Stadtteil Mongkok liegt die Zahl sogar bei 130.000 Einwohnern.
Was bedeutet es, in einer solchen Stadt zu leben? Die Mietpreise steigen schneller als die Einkommen, die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Von dem akuten Platzmangel sind alle gleichermaßen betroffen. Familien wohnen in viel zu kleinen Wohnungen und zahlen dafür Höchstpreise, Hochhausfassaden dominieren das städtische Bild. Und es wird weitergebaut, immer höher, immer dichter. Die neuen Wohnungen werden dabei kleiner und haben gleichzeitig steigende Preise.
Um sich das Leben in Hong Kong leisten zu können, gibt es verschiedene Strategien. Manche gründen Wohngemeinschaften, andere ziehen in die sogenannten Micro- oder Subdivided Flats. In provisorisch umgebauten Wohnungen wird darin jedes Zimmer als eigenständige Wohneinheit vermietet. Dabei sind diese Mikrowohnungen selten größer als zehn Quadratmeter.
Für einige Menschen stellt die irreguläre Besiedlung von Wohnhausdächern einen letzten Ausweg aus der Spirale steigender Mietpreise in Hong Kong dar. Diese „Rooftop Slums“ sind illegal, werden aber größtenteils geduldet. Welche Alternativen bleiben einer Stadt, die ihre Maximalkapazität schon längst überschritten hat?
Andy Happel (*1991) ist in Gießen geboren. Nach einem Jahrespraktikum bei einer Filmproduktionsfirma als Mediengestalter Bild und Ton studiert er seit 2015 Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover.