Verena Brandt
Superheroize Me!
Immer mehr Menschen in den USA legen sich ein Superhelden-Alter-Ego zu, um auf den Straßen gegen soziale Ungerechtigkeit zu kämpfen. Die meisten sind auf der Suche nach einer Bestimmung, das konventionelle Ehrenamt ist ihnen allerdings nicht aufregend genug. Deshalb schlüpfen sie in eine Verkleidung und werden zu „Heavy Hitter“, „Violet Valkyrie“ oder „Midnight Highwayman“.
Die Bandbreite ihres Engagements ist groß, sie reicht von der Essensausgabe und dem Sammeln von Spenden über kostenlose Selbstverteidigungskurse bis hin zu nächtlichen Patrouillen, um Obdachlose vor willkürlicher Gewalt zu schützen. Ihre Kostüme dienen dabei dem Schutz der eigenen Identität oder vor Messerstichen, vor allem sind sie aber eine öffentlichkeitswirksame Zugabe ihres sozialen Engagements.
In ihrem Alltag arbeiten die sogenannten „Real Life Superheroes“ (RLSH) für Sicherheitsdienste, als Sozialarbeiter oder Lehrer, einige studieren. Die Gründe für ihr außergewöhnliches Ehrenamt sind verschieden: es geht um die Aufarbeitung von traumatischen Erlebnissen, manche fühlen sich von Hollywoodfilmen inspiriert. Die meisten jedoch suchen gesellschaftliche Anerkennung, wollen Gutes tun, etwas worauf sie stolz sein können. Als Superhelden erschaffen sie sich eine zweite Identität und werden Teil einer Gemeinschaft wie etwa die „Xtreme Justice League“ in San Diego.
Verena Brandt hat für ihr Fotoprojekt zwei Gruppen der Real Life Superheroes an der US-amerikanischen Westküste begleitet und portraitiert. Die Kostüme und ihr Auftreten mögen schräg, vielleicht lächerlich und ihre Aktionen mitunter überflüssig erscheinen. Doch in den US-Großstädten wird das Engagement von Mr. Xtreme und Co. größtenteils dankbar angenommen. Und auch wenn einige womöglich vor allem die öffentliche Aufmerksamkeit suchen: Der Kampf der Superhelden für eine gerechtere Welt ist wirklich ernst gemeint.
Verena Brandt (*1978) hat Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Photographie an der HAW Hamburg studiert. Seitdem widmet sie sich als freie Fotografin eigenen Projekten und Auftragsarbeiten. Ihre Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Magazinen publiziert, international ausgestellt und mit wichtigen Preisen ausgezeichnet. Sie ist Mitglied der Agentur Visum und pendelt zwischen Berlin und Hamburg.