Sebastian Dorbrietz
Novilleros
Die Corrida de Toros, der Stierkampf, zählt seit dem 18. Jahrhundert zur spanischen Identität, auch für die Wirtschaft ist dieses Kulturgut gleichzeitig ein Milliardengeschäft. Bei schätzungsweise 1.700 Corridas pro Jahr lassen weit über 10.000 Stiere ihr Leben. Mitunter werden höhere Zahlen genannt. Offizielle Statistiken sind nicht bekannt.
Im Sommer 2016 ging ein Aufschrei durch die Medien. Erstmals im 21. Jahrhundert wurde ein spanischer Matador von einem Stier in der Arena getötet. Die Hörner des mehr als 500 Kg schweren Tieres trafen den 29-jährigen Victor Barrio direkt ins Herz. Er starb noch in der Arena. Auch Mitte Oktober 2016 wurde es knapp. Der einäugige Matador Juan José Padilla wurde von einem Stier im Bereich des fehlenden Auges getroffen. Dieses hatte er bereits 2011 im Stierkampf verloren, als ihm das Tier sein Horn durch den Kopf bohrte.
»Trotz der hohen Gefahr, und der immer größer werdenden gesellschaftlichen Kritik an dieser alten Tradition, trainieren sie unermüdlich neben Schule und Studium für ihren großen Traum.«
Seit 2012 ist der Stierkampf in Katalonien verboten. Die spanische Region galt damit als großer Vorreiter für Stierkampfgegner. Ende Oktober 2016 ging jedoch ein Ruck durch das Land: das Verfassungsgericht hob das geltende Stierkampfverbot in Katalonien wieder auf.
Trotz der hohen Gefahr und der immer größer werdenden gesellschaftlichen Kritik an dieser alten Tradition streben viele junge Männer und Frauen eine Karriere als Matador de Toros an. Unermüdlich trainieren sie neben Schule und Studium für ihren großen Traum.
Um in Spanien die Torero-Ausbildung zu beginnen, bedarf es anfangs nicht viel. Es gibt nicht einmal ein Mindestalter. Wer die nötigen motorischen Fähigkeiten mitbringt, kann sich in einer der über 50 spanischen Toreroschulen kostenlos anmelden. Die Trainingsausrüstung wird meist durch die Schulen bereitgestellt. Viele von ihnen werden vom Staat subventioniert und gefördert. Ist das Training erfolgreich, kann man im Alter von circa 16 Jahren das erste Mal professionell gegen einen Jungstier antreten und öffentliche Kämpfe bestreiten.
So tat es auch Pedro José Aguilar. Der heute 21 jährige Jungstierkämpfer begann mit 15 Jahren – als erstes Mitglied seiner Familie – mit dem Training zum Matador de Toros. Sein Traum ist es, eines Tages zu den ganz großen Matadores zu gehören. Auch wenn gegenwärtig das Studium im Bereich Finanzadministration und der Stierkampf sich die Waage halten müssen, so will er nach seinem Abschluss sein ganzes Leben dem Stierkampf widmen.
Sebastian Dorbrietz (*1988 in Magdeburg) machte eine Ausbildung zum Mediengestalter. Seit 2012 arbeitet er als freier Fotograf, Foto-Assistent und Bildbearbeiter und studiert seit 2014 an der FH Hannover Fotojournalismus und Dokumentarfotografie.