China Hopson und Jonas Kakó

My Home Is the Delta

Die Fotojournalisten China Hopson und Jonas Kakó waren in den letzten Wochen vor der US-Wahl im Mississippi Delta unterwegs: Porträts aus einem tief gespaltenen Land.

E sind nur noch wenige Tage bis Amerika einen neuen Präsidenten wählt. Schon lange war das Land nicht mehr so gespalten wie heute. Der Wahlkampf wird immer wieder von Skandalen überschattet.

Viele der Bürger sind frustriert, wollen weder Donald Trump noch Hillary Clinton im Oval Office sehen. Entlang des Mississippi, von den Sümpfen Louisiana’s bis nach Memphis, begaben sich China Hopson und Jonas Kakó auf die Suche nach dem amerikanischen Traum. Sie sprachen mit Studenten, Migranten, Enttäuschten und Hoffnungsvollen in einer der ärmsten Regionen der USA.

Timla

Beamtin, Greenville, Mississippi

Ich bin der Meinung, dass die Wahlen sehr wichtig für die Menschen im Delta sind. Und ich glaube, dass die Probleme im Delta die Republikaner nicht interessieren. Wir müssen das Vermächtnis des amtierenden Präsidenten im Interesse der Mehrheit fortführen. Zum Beispiel brauchen wir bessere Bildung für die junge Generation, bessere Ernährung, Jobs, bezahlbaren Wohnraum und Medicare darf nicht gestoppt werden.

Daniel

Bayou Gauche, Louisiana

Mit 18 bin ich von der High School geflogen und habe seitdem gearbeitet. Hier draußen interessieren sich nicht viele für Politik. Ich bin enttäuscht von der Politik seit 30 Jahren. Ich glaube nach Reagan ging alles den Bach herunter. Mit 18 habe ich das erste und letzte Mal gewählt. Wenn ich wählen würde, würde ich höchst wahrscheinlich für eine der dritten Parteien stimmen. Ich würde weder Hillary noch Trump wählen. Dieser eine Typ, sein Name fällt mir gerade nicht ein, möchte Gras legalisieren und möchte viel Geld ins System stecken. Das wäre eine gute Sache.

Jaylen (18)

West Helena, Arkansas

Du kannst dir nicht aussuchen was andere Leute denken. Du musst dich für die Person entscheiden, die dir selbst am meisten bringt. Ich werde vermutlich wählen gehen. Für Clinton. Trump hat zwar auch gute Punkte aber du musst das Negative an ihm sehen. Wie kannst du für die Wahl zum Präsidenten antreten, wenn du dir aussuchst, zu wem du gut bist und zu wem nicht. Du solltest alle Menschen gleich fair behandeln als Präsident. Wenn ich etwas ändern könnte in diesem Land: Gleichberechtigung. Und jeder der krank ist, sollte auch Hilfe bekommen können.

Bethany (18)

Atlanta, Georgia

Hillary manipuliert die Leute und Trumps „Locker Room Talk“ hätte nicht sein müssen. Ich glaube nicht alles was Trump sagt, aber ich glaube, dass sein Weg der einfachere sein wird. Ihrer dagegen wird etwas schwerer werden. Beide sprachen in den Debatten vom Gleichen, nur wollen sie es anders umsetzen. Es ist schwer für jemanden wie mich sich zu entscheiden. Ich bin politisch nicht ausreichend gebildet. Das ist meiner Meinung nach ein generelles Problem der Jugend. Uns interessiert viel mehr der Entertainment Kram, als uns auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Wir sind einfach für das, was gut klingt.

Greg

Gun Show, Atlanta, Georgia

Er ist nicht perfekt. Keiner ist perfekt, um Präsident zu werden. Das größte Problem das wir haben ist der Mangel an Jobs. Gerade für die Jugendlichen. Die rutschen ab wenn sie nichts zu tun haben. Trump weiß wie man Sachen organisiert, damit sie auch erledigt werden. Wir brauchen Veränderung. Es gibt zu viel Korruption in der Politik. Trump ist noch kein Politiker, daher gebe ich ihm eine Chance. Wer weiß ob er es überhaupt schaffen wird.

Ashley (17)

Studentin an der
Valley State University

Trump ist ein Kapitalist, Clinton dagegen ist als Lügnerin bekannt. Die USA sind zum Scheitern verurteilt. Ich komme aus Nigeria und überlege dort hin zurück zu gehen. Ich wünsche mir, dass die Studiengebühren gesenkt werden. Uns wird erzählt: geh zur Schule, sie zu, dass du dich bildest. Aber wer einmal ein Collage oder Uni Abschluss hat, befindet sich in hohen Schulden, die du nicht so einfach zurück zahlen kannst. Ich bekomme ein Stipendium für Leichtathletik. Aber selbst das reicht nicht um die 7.000 Dollar pro Semester zu bezahlen. Ich finde Michelle Obama sollte die nächste Präsidentin werden...

Joe

Rentner, Lafitte, Louisiana

Ich fühle mich allein gelassen. Nach einer OP entzündete sich mein Knie und mein Bein musste amputiert werden. Ich habe 15.000 Dollar für einen Anwalt ausgegeben, doch er hat nichts erreicht. Ich habe nie eine Entschädigung gesehen. Wir brauchen eine vernünftige Krankenversicherung. Ausserdem sollten wir mehr für unsere Veteranen tun. Trump wäre der Richtige. Hillary lügt zu viel.

Sanyica (20)

Cleveland, Mississippi

Hillary soll gewinnen. Trump ist verrückt. Was er über Schwarze sagt ist falsch. Clinton vertritt einige von Obamas Ansichten, das ist gut. Ich habe Angst vor der Zukunft, kann ich ganz offen sagen. Es sterben hier zu viele und viel zu früh. Das ist uncool. Ich weiß nicht wann meine Leute sterben werden. Junge fangen an junge Leute zu erschießen. Die Jugend ist durch falsche Vorbilder geprägt und ist viel schlimmer als die ältere Generation. Ich habe keine Waffe, ich brauche keine. Mein Traum ist es Hebamme zu werden. Ich mag Kinder. Mir soll niemand erzählen es sei nicht alles möglich. Gott an erster Stelle, dann ist alles möglich.

Jorge

Bauaufseher, Cleveland, Mississippi

Mein Traum ist es meinen Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Ich kam aus Mexico auf der Suche nach einem besseren Leben. Ich zahle viele Steuern hier, doch ich erwarte nicht, dass sich irgendetwas ändert mit dem neuen Präsidenten. Ich werde trotzdem für Hillary stimmen.

Lana (26)

Server, Memphis, Tennessee

Ich mag Hillary nicht besonders, doch ich stimme dennoch für sie, auch wenn Tennessee immer republikanisch bleiben wird, meine Stimme somit für die Präsidentschaftswahl nicht zählt. Die Menschen hier im Süden stimmen für Trump, da sie zu beschäftigt sind mit ihrem harten Alltag und sich so nicht um Politik kümmern wollen. Ich hoffe, dass die Demokraten im Kongress die Mehrheit bekommen. Dann wäre Hillary handlungsfähiger als es Obama die letzten Jahre war. Ausserdem hätte Bernie Sanders den Vorsitz. Das wäre gut. Wir brauchen ein Grundeinkommen, keinen Mindestlohn. Mehr Chancen. Mit abgeschlossenem Bachelor arbeite ich als Kellnerin für 2,35 Dollar die Stunde plus Trinkgeld.

Sam (30)

Medizinstudent, New Orleans, Louisiana

Wenn du Trump wählst bist du ein Rassist. Ich hätte gerne Bernie als Präsident. Es ist immer noch nicht einfach als Schwuler oder Lesbe. Das tut mir weh, sehr weh. Ich bin ein weißer Mann, bist du aber schwul und nicht weiß, hast du es schwerer. Bist du nicht weiß und eine Lesbe, hast du es noch viel schwerer. Es gibt hier einfach viele wütende, alte weiße Männer die etwas gegen jemanden wie dich haben. Deine Hautfarbe, dein Ding was du auf deinem Kopf trägst, deine Dreadlocks... Trump sollte einfach mal nach Mexico. So einatemberaubendes Land.

China Hopson (*1987 in Stuttgart) wuchs in Deutschland und in den USA auf. 2010 beendete sie ihre Ausbildung zur Fotografin und arbeitete anschließend freiberuflich. Seit 2013 studiert sie Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover.

www.china-hopson.com

Jonas Kakó (*1992 in Kappeln) begann nach mehreren Reisen, Praktika und Assistenzen im Bereich Fotografie im Herbst 2013 sein Studium Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover.

www.jonaskako.de