Karolin Klüppel
Mädchenland
Im nordostindischen Bundesstaat Meghalaya bildet das indigene Volk der Khasi mit 1,1 Millionen Angehörigen den größten Bevölkerungsanteil. Die Khasi sind eine matrilinear organisierte Gesellschaft, traditionell wird den Mädchen eine besondere Bedeutung und eine exponierte Rolle in der Familie zuteil. Die jüngste Tochter wird in der Erbfolge bevorzugt. Heiratet sie, zieht ihr Ehemann in das Haus ihrer Familie; bekommt sie Kinder, erhalten sie den Namen der Mutter. Eine Familie, in der nur Söhne geboren werden, gilt als unglücklich, denn nur eine Tochter sichert die Kontinuität des Clans. Die matrilineare Erbfolge garantiert den Mädchen und Frauen in Meghalaya eine für Indien einzigartige wirtschaftliche und soziale Unabhängigkeit. Eine Frau nicht zu respektieren, bedeutet für die Khasi, der Gesellschaft zu schaden.
Von 2013 bis 2014 verbringt die Fotografin Karolin Klüppel insgesamt neun Monate in Mawlynnong, einem Khasi-Dorf mit 95 Häusern in der Nähe der Grenze von Indien und Bangladesch. Im Fokus ihrer Arbeit stehen die Mädchen selbst und deren Kontextualisierung in ihrer alltäglichen Umgebung.
Karolin Klüppel, 1985 in Kassel geboren, studiert von 2006 bis 2012 Fotografie an der Kunsthochschule in Kassel und an der Faculdade de Belas Artes in Lissabon. Seither lebte sie in Berlin sowie in „Artist Residencies“ in Finnland und Indien. Für „Mädchenland“ erhielt sie 2014 den Canon Profifoto Award.