Sébastien van Malleghem

The last shelter

Berlin ist hip, Berlin ist Trendsetter, Berlin hat eine coole Subkultur. Hier leben aber auch Menschen, die diesem Bild nicht entsprechen, die durchs Raster gefallen sind: Junkies, Hausbesetzer, Straßenkünstler.

Berlin gilt vielen als hipste Großstadt Europas; Anlaufpunkt für die Jugend der Welt, bekannt für die trendige Lebensart, coole Subkultur und die Möglichkeit eines relativ günstigen ‚bohemian’ Lifestyles. Sébastien Van Malleghem interessiert sich jedoch auf seinen Erkundungen durch die Straßen Berlins für die Menschen, die diesem Bild nicht entsprechen und durch alle sozialen Raster gefallen sind. Sie leben in verlassenen Gebäuden, im Niemandsland mitten in der Hauptstadt, in den letzten Hideaways einer immer stärker städtebaulich verplanten und aufgeräumten Metropole.

Sébastien Van Malleghem trifft Junkies, lernt Straßenkünstler, Hausbesetzer und lebenslänglich Reisende kennen; jene, die sich mehr oder weniger bewusst für ein freies Leben entschieden haben. Viele von ihnen erhalten keinerlei Unterstützung vom Staat und können keine Miete zahlen, leben oftmals ohne Strom und fließend Wasser in behelfsmäßig improvisierten Behausungen. Die Gründe dafür sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst: Manche verließen ihr früheres Zuhause wegen persönlicher Probleme, andere sind drogensüchtig oder schlichtweg Herumtreiber, wieder andere wollen einfach nichts mehr mit ‚dem System’ zu tun haben. Fast unsichtbar findet diese Parallelwelt mitten im Alltag der Berliner statt.

In Berlin verschwinden jedoch zunehmend Gebäude und Areale, die diesen Menschen Zuflucht bieten. Ausländische Investoren oder Firmen kaufen hier gerne ein, und während diese Freiräume verschwinden, verändert sich sukzessive auch das Gesicht Berlins. Aus dieser Stadt, einst Zufluchtsort für Aussteiger, werden auch diese nach und nach vertrieben. Der Hotspot Berlin droht seinen rauen, urbanen Charakter, für den er so geliebt wird, dadurch zu verlieren. Van Malleghem hat einige Monate mit den porträtierten Menschen verbracht und macht mit seiner Arbeit „The Last Shelter“ ihre Leben für uns sichtbar.

Sébastien Van Malleghem, geboren 1986 in Belgien, studiert bis 2009 Fotografie an der École Supérieure Communale des Arts de l’image „Le 75“ in Brüssel. Seit 2011 arbeitet er als Assistent von Tomas Van Houtryve und parallel an seinen in Belgien verorteten Langzeitprojekten „Police“ und „Prisons“. Für seine Arbeit „The Last Shelter“ verbringt er fünf Monate in Berlin. Sébastien Van Malleghem lebt als freier Fotograf in Brüssel.

www.sebastienvanmalleghem.eu