Ina Schoenenburg
Flashback
Für lange Zeit war das Leiden traumatisierter deutscher Soldaten weitgehend aus dem Bewusstsein der Deutschen verschwunden. Und auch im wiedervereinigten Deutschland stand das Schicksal der Soldaten im Schatten der grundsätzlichen Debatte über Auslandseinsätze der Bundeswehr. Als der einstige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nach dem tödlichen Gefecht von Kunduz 2010 erstmals von „Krieg“ statt von „Kampfeinsätzen“ sprach, wurden Soldaten endlich auch als Betroffene wahrgenommen. Dennoch fehlt den meisten Menschen das Wissen und der Zugang zur Situation der Soldaten, die aus Kriegseinsätzen zurückkehren.
Ina Schoenenburg fotografierte über einen Zeitraum von einem Jahr vier Soldaten, die unter Posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, in ihrem häuslichen, sozialen und alltäglichen Umfeld. Alle Porträtierten waren in Afghanistan stationiert. Ihre Auslandseinsätze haben sie schwer traumatisiert. Die Fotografin zeigt, wie sehr diese Krankheit die Soldaten und ihre Angehörigen belastet, und wie Krieg, oder ein Aufenthalt in einem Krisengebiet, einen Menschen verändern kann. Ihre Arbeit hinterfragt das stereotype Bild des starken, funktionierenden Soldaten.
Die Bilder der Serie Flashback sind erzählerische Momentaufnahmen. Sie zeigen reale und zugleich beiläufig festgehaltene Porträts und Alltagssituationen. (Text: Murat Suner)
Ina Schoenenburg wurde 1979 in Berlin geboren. Für ihre Arbeit “Flashback” erhielt sie ein Stipendium der VG Bild-Kunst und wurde für den Otto-Steinert-Preis 2013 nominiert. Seit 2017 ist Ina Schoenenburg Mitglied der OSTKREUZ Agentur der Fotografen. Sie lebt in Berlin.