Stefan Koch
Meine Quelle
Bereits seit seiner Kindheit war der gebürtige Nürnberger Stefan Koch mit dem ortsansässigen Quelle-Konzern, einst Europas größtem Versandhandel, verbunden. Als Zweijähriger wurde er für den Hauptkatalog auf einem Riesenkuscheltier abgelichtet. 20 Jahre später fotografierte er dann selbst als junger Werbefotograf, im Auftrag der Quelle, Rasenmäher, Badezimmer und Haustüren für den Heimwerkerkatalog. Nach der Bekanntgabe der folgenden Unternehmensabwicklung, im Herbst 2009, beschäftigte sich Stefan Koch eineinhalb Jahre lang mit der Quelle, den Mitarbeitern und den verlassenen Räumen. Eine Spurensuche und eine Dokumentation des Wegbrechens alter Strukturen.
Im Oktober 2009 wurde die Abwicklung des deutschen Versandhausriesen Quelle GmbH beschlossen. Ein Unternehmen mit langer und gut gepflegter Tradition, stark verwurzelt in der Region und mit ausgeprägtem Rückhalt bei der Arbeitnehmerschaft.
Das unwiderrufliche Ende der Quelle und die darauf folgende Abwicklung der Geschäfte nach über 82 Jahren Firmengeschichte, verschlug die Region in eine Schockstarre. Nach dem Aus für AEG und Grundig war es die dritte Megapleite innerhalb weniger Jahre in den beiden Städten Nürnberg und Fürth. Die Institution Quelle wurde niedergerissen, und 8000 Angestellte verloren schlagartig ihren Arbeitsplatz. Verlassene Bürokomplexe, leere Kaufhäuser, verwaiste Lagerhallen.
An den Orten der Leere finden sich die Geschichten einzelner Personen – die Hinterlassenschaften vergangenen Arbeitsalltags. Ich beobachte das entstandene Vakuum, in dem diese Gebäude funktionslos zurückbleiben.
Stefan Koch, geboren 1978 in Nürnberg, lebt er heute in Hannover und arbeitet als freiberuflicher Fotograf. An der Fachhochschule Hannover studierte er Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Fotojournalismus und Dokumentarfotografie. Derzeit ist er Mitglied der Masterklasse Kultur & Identität an der Hochschule für Künste Bremen bei Prof. Peter Bialobreszki. Seit 2005 war er an diversen Gruppen- und Einzelausstellungen beteiligt, seine Bilder sind unter anderem im Ausstellungskatalog zum dritten Lumix Fotofestival für jungen Fotojournalismus veröffentlicht worden.
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