Gregor Fischer

Leather City of the World

Menschen arbeiten zu Hungerlöhnen, das Abwasser, welches die meisten Bewohner trinken, ist durch Chemikalien vergiftet: Alltag in der indischen Stadt Kanpur.

Die indische Stadt Kanpur, direkt am Ganges gelegen, trägt den Spitznamen „Leather City Of The World“, denn sie bildet das Zentrum der indischen Lederproduktion.

In 400 Gerbereien arbeiten dort über 5000 Menschen zu Hungerlöhnen mit dem giftigen Chrome-IV, das zur Leder-Gerbung eingesetzt wird. Das Abwasser der Produktionsstätten aber kennt weder Filter noch Kläranlagen und bahnt sich seinen Weg über Straßen, durch Rinnen und Zuflüsse in das Grundwasser der Zwei-Millionen-Stadt, bis es in den Ganges fließt, den heiligen Fluss der Hindu. Neun Millionen Liter chromhaltige Abwässer gelangen so täglich in die Wasserversorgung der Stadt.

Am Ufer des Ganges leben die Arbeiter der Lederindustrie. Auf 15 Quadratmetern in reparaturbedürftigen Behausungen wohnt eine Großfamilie in Kanpur und hat kaum das Nötigste zum Leben, während nur ein paar Schritte entfernt die riesigen Villen und Sportwagen der Gerberei-Besitzer stehen.

Doch eines haben beide Bevölkerungsgruppen gemeinsam: Trinkwasser, Fleisch und Gemüse in Kanpur sind stark kontaminiert. Das Vieh wird mit Lederresten gefüttert, Fische aus dem Ganges werden auf dem Markt feil geboten, und das Gemüse wird mit dem vergifteten Brunnen-Wasser bewässert. Die Landbevölkerung leidet besonders unter der starken Umweltbelastung, denn aufgrund fehlender Infrastrukturen müssen die Menschen im Umland von Kanpur ihr Trinkwasser aus der Erde pumpen.

Als Resultat leiden viele von ihnen an Hautkrebs, Nierenversagen und Schädigungen des Erbguts.

Diese Reportage zeigt, wie real und schwerwiegend die Folgen der billigen Lederproduktion in fernen Ländern sind und wie die Forderung nach immer günstigeren Preisen zu einer der größten Umweltkatastrophen der Welt geführt hat.

Gregor Fischer, 1989 in Berlin geboren. Nach einer Ausbildung als Kameramann bei einer TV-Produktionsfirma arbeitete er zwei Jahre als EB-Kameramann für verschiedene Redaktionen der Öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, in dieser Zeit entwickelte sich seine Leidenschaft für die journalistische Fotografie bis er sich 2011 als freiberuflicher Fotojournalist und Pressefotograf in Berlin selbständig machte.

www.gfischer-photography.com