Miguel Hahn

Cross-border Business

Der illegale Handel in der spanischen Exklave Melilla boomt. Jeden Tag versuchen Hunderte Marokkaner etwas unentdeckt über die Grenze zu schmuggeln, um ein paar Euro zu verdienen.

Melilla ist eine spanische Exklave an der Küste Nordafrikas. Sie grenzt im Norden an das Mittelmeer und im Süden an Marokko. Seit das spanische Militär im Jahr 1497 den Norden Marokkos besetzte und dort, wo sich die heutige Stadt Melilla befindet, eine militärische Festung errichtete, gehört diese Region politisch zu Spanien. Marokko hat jedoch nie auf den Anspruch der Staatshoheit verzichtet.

Erst seit 1994 wird Melilla durch einen Zaun von Marokko getrennt. Anfangs nur als „Schutz“ gegen illegale Einwanderung gedacht, floriert heute eine regelrechte Industrie rund um diese zwölf Kilometer lange Metall-Mauer, die 33 Millionen Euro gekostet hat. Da viele Produkte durch die Steuervorteile in Melilla wesentlich billiger sind, boomt der Schmuggel aller möglichen Güter. Die spanische Polizei toleriert diesen eigentlich illegalen Handel. Weil Melilla über keine nennenswerte Industrie verfügt, und sich der Tourismus stark in Grenzen hält, macht der Schmuggel ein Großteil der Einnamen der spanischen Stadt aus. So machen sich täglich Hunderte Marokkaner auf den Weg über die Grenze, um sich die paar Euro zu verdienen, die sie von der Mafia bekommen, wenn sie es schaffen etwas unentdeckt über die Grenze zu schmuggeln.

Aufgrund der höheren spanischen Gehälter gibt eine große Fluktuation marokkanischer Arbeiter in Melilla. Die Spanier wiederum überqueren die Grenze nur, um Urlaub in den angrenzenden Bergen oder an den paradiesischen Stränden Marokkos zu machen. Gleichzeitig wird ein Großteil des Gemüses und der Früchte, die Melilla konsumiert, aus Marokko bezogen. Und wie zu erwarten, ist der marokkanische Einfluss auf der spanischen Seite der Grenze enorm.

Miguel Hahn (*1982) studierte Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Fotografie an der Hochschule Darmstadt. Seine Arbeit „Almost Europe“ wurde 2010 mit dem Martin Lagos Preis ausgezeichnet und im Jahr darauf im digitalen SZ-Magazin und im Slanted Magazin veröffentlicht. Seit dem Studium arbeitet er mit Jan-Christoph Hartung als Team. Gemeinsam haben Hahn+Hartung neben zahlreichen Veröffentlichungen und Ausstellungen auch renommierte Auszeichnungen erhalten: etwa Gold beim LEAD Award für Reportagefotografie des Jahres 2015 oder eine Projektförderung der VG-Bildkunst im Jahr 2016. Miguel lebt derzeit in Berlin.

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