Jan Lieske

We Are Suffering Here – Dead End Rosarno

Rosarno ist eine kleine Stadt an der italienischen Mittelmeerküste in der Provinz Reggio Kalabrien, bekannt für die Produktion von Zitrusfrüchten,  Olivenöl und Wein. Am 7. Januar 2010 gewann Rosarno jedoch auch traurige Berühmtheit für rassistisch motivierte Ausschreitungen gegen afrikanische Wanderarbeiter. In dem Zusammenhang wurden 2000 Afrikaner über Nacht in andere Bereiche des Landes vertrieben. Dort wie hier sind sie völlig auf sich gestellt, ohne jegliche Unterstützung des italienischen Staates. So haben die vor kurzem evakuierten Flüchtlinge von Rosarno keine andere Möglichkeit, als zurückzukommen auf der Suche nach Arbeit, ironischerweise bei den Leuten, die sie einige Wochen zuvor verjagten. Die Lebensbedingungen sind unbeschreiblich.

Am Stadtrand leben sie in elender Armut – keine Elektrizität, kein Trinkwasser, keine Krankenversorgung. Auf sich gestellt, versuchen sie in einer Umgebung zu Überleben, die nichts mit ihrem europäischen Traum gemein hat, aber sie stark an jene Situationen erinnert, vor denen sie  flüchteten. Jeden Morgen um 7 Uhr stehen sie für Stunden an den Ausfallstraßen, darauf wartend einen Tagelöhnerjob auf einer der Plantagen zu ergattern. Tageslohn  25 €. Ob oder wann sie bezahlt werden, ist der Willkür des Plantagenbesitzers überlassen. Der Traum von einem besseren Leben in Europa  ist schon lange verblasst und lies einzig ein Gefühl von Verzweiflung und Hilflosigkeit übrig. Für Rosarnos Wanderarbeiter ist Europa zur Sackgasse geworden, das europäische „Asylgesetz“ verbietet ihnen Italien zu verlassen, der Weg zurück in ihre Heimat ist aber auch versperrt.

Jan Lieske, wurde 1976 in der Niederlausitz geboren und wuchs dort auf. Nach 10 Jahren in handwerklichen Berufen und einem Fotografiepraktikum in Köln bei Fulvio Zanettini, studiert er seit 2007 Fotografie an der FH Hannover. Ab Oktober diesen Jahres wird Moskau sein Arbeits- und Lebensumfeld sein.

www.janlieske.com